100 Jahre Musikverein Beuren

Erfahrt mehr über die wechselhafte Geschichte oder auch Anekdoten des Musikvereins aus den vergangenen 100 Jahren.

Folge 5 von 1970 bis 1974

Anfang der 1970er Jahre spitzten sich die Probleme um einen geeigneten Proberaum nochmals deutlich zu. Seit Jahren musste die Kapelle im Werkraum der Grund- und Hauptschule proben. Dieser Kellerraum war zum einen viel zu beengt und darüber hinaus schlecht bis gar nicht beheizt, was für die Musiker geradezu gesundheitsschädlich sei, so Vorstand Doster in einem Brief im Januar 1972 an Bürgermeister Gras.

Er beklagte außerdem, dass der Musikverein seit den 50er Jahren nur in Provisorien hause und machte den Vorschlag, in der Kelter einen entsprechend großen Proberaum in Eigenregie auszubauen. Die Gemeinde sollte lediglich das Baumaterial zur Verfügung stellen.

Die Vereinsführung holte sich daraufhin Einblicke bei anderen Gemeinden, so wurde u.a. die Kelter in Neckartenzlingen besichtigt. Man beschloss, das Projekt anzugehen.

Bereits im März 1972 konnten dem Gemeinderat und Bürgermeister Gras vier „provisorisch“ angefertigte Pläne vorgelegt werden. Den Materialaufwand bezifferte man mit etwa 25.000 DM.

Die Gemeinde legte daraufhin ein gestaffeltes Beteiligungsangebot vor, welches bei unterschiedlichen Nutzungsrechten verschiedene Zuschüsse beinhaltete. Bei einem Mitbestimmungserecht des Musikvereins von lediglich 30% sei sie bereit, die 25.000 DM Materialkosten zu übernehmen.

Mit einem Schreiben im März stellte die Vereinsleitung den Bürgermeister und Gemeinderat vor ein Ultimatum: Man trete letztmalig an sie heran, um einen Baukostenzuschuss in Höhe von 25.000 DM zu verlangen.

Sollte diese Bitte abermals abschlägig behandelt werden, so würde der komplette Vorstand zurücktreten und der Musikverein würde in einer außerordentlichen Generalversammlung aufgelöst. 

Am 29. Juli 1972 gab es dann tatsächlich eine außerordentliche Generalversammlung im Hirschsaal mit dem einzigen Punkt „Neuwahlen“, da der Vorstand tags zuvor seinen Rücktritt bekannt gegeben hatte.

In Abwesenheit von Bürgermeister Gras konnte Klarheit in die Angelegenheit gebracht werden. Im Eifer des Gefechts war den Verantwortlichen offensichtlich entgangen, dass der Gemeinderat die geforderten 25.000 DM bereits genehmigt hatte.

Auch für einen Ausweichproberaum war demnach schon gesorgt worden. Trotzdem blieb es bei den Rücktritten der Vorstandschaft. Die Versammlung wählte daraufhin Franz Seifert zum neuen Vorsitzenden. Bürgermeister Gras war nun derart verstimmt, dass er seinen Austritt aus dem Verein erklärte, welchem er jedoch 1977 wieder beitrat.

Ende 1972 sollte es zu einer weiteren Wendung kommen. Eine Musikerversammlung beschloss, das Projekt „Kelter“ aufzugeben und stattdessen einen Neubau beim Sportplatz zu errichten. Mitte 1973 wurden die Baupläne vom Landratsamt positiv bewertet, sodass im September Bauleiter Kurt Klass mit dem Spatenstich den Bau einleiten konnte. 

Bereits im Januar 1974 wurde Richtfest gefeiert. Der Kommentar eines Zimmermanns ist folgendermaßen überliefert: „Dia Maura send guat, dia halded sogar uirem Krach stand!“ Er sollte, wie wir heute nach 50 Jahren wissen, Recht behalten.

Am 12. Oktober 1974 konnte dann die Einweihung unseres neuen Musikerheimes gefeiert werden. Die Mitglieder hatten durch ihren finanziellen Beitrag und unzählige Stunden in Eigenleistung (der Chronist möchte hier gar nicht wissen, wie viele Ehekräche auszustehen waren…) eine einmalige und großartige Gemeinschaftsleistung vollbracht. Der Weiterbestand des Musikverein war wieder einmal gesichert und geschafft.