1924 - 1932


1924

1926 1927 1928
1929 1930 1932

 


 

1924

Die Vereinsgründung

Die ersten Anfänge des Musikvereins Beuren sind nicht genau vermerkt, doch lassen sie sich bis in das Jahr 1924 zurück verfolgen. Das älteste Protokollbuch spricht von "öfteren Zusammenkommen der bisherigen aktiven Mitglieder".
Es grenzt an ein kleines Wunder, dass Freunde der Volksmusik im Jahre 1924, mitten in jenen politisch und wirtschaftlich schweren Zeiten, die Grundlagen zur Gründung des Musikvereins Beuren legen konnten.

Bereits am 5. Oktober 1925 erfolgte im Gasthaus "Hohenneuffen" die förmliche Vereinsgründung. Die 12 "bisherigen Mitglieder", die ihr Herz der Volksmusik verschrieben hatten, bestimmten an diesem Abend den ledigen Landwirt Albert Klass zum vorläufigen ersten Vorstand, zweiter Vorstand und Kassier wurde Christian Schlegel. Vorstand Klass und Gründungsmitglied Lautenschlager wurden an Ort und Stelle einstimmig beauftragt, die notwendigen Instrumente bei der Firma Greiss in Nürtingen zu besorgen. Als erster Dirigent konnte Jakob Kicherer aus Neuffen gewonnen werden.

Neben der Instrumentenbeschaffung war die Suche nach einem geeigneten Probelokal das größte Problem. Zunächst trafen sich die Bläser abwechslungsweise bei einem Mitglied. Die erste Probe fand bei Klass selbst statt und endete mit einer gewaltigen Enttäuschung, wie das Protokoll vermerkt.

Vorstand Albert Klass verfasste daraufhin eine Eingabe an den Gemeinderat und teilte die Gründung des Musikvereins offiziell mit. Er verwies darauf, dass die Gemeinde auch den übrigen Vereinen entgegengekommen sei und bat für den neugegründeten Musikverein um ein geeignetes Lokal zur Ausbildung. Der Gemeinderat beriet am 12. Oktober 1925 über das Ersuchen und beschloss, dem Verein die Kleinkinderstube für Übungen zur Verfügung zu stellen. Der Verein müsse aber für unbedingte Ordnung und Reinlichkeit Sorge tragen und dürfe nicht länger als bis 23 Uhr üben.


Der erste Auftritt

Die Aufbauarbeit war schwierig, aber regelmäßige und fleißig besuchte Proben ermöglichten einen ersten öffentlichen Auftritt an Weihnachten 1925. Der örtliche Arbeiterverein veranstaltete seine traditionelle Feier, bei dieser bot der neue Verein seine ersten Musikstücke dar.


Die erste Marschprobe

Mitten im Winter, am 7. Februar 1926, entschloss man sich zu einer ersten Marschprobe. Das Protokoll vermerkt, dass sie gar nicht so schlimm ausfiel, wie man das gedacht hatte. Im Gegenteil, die dargebrachten Weisen lockten aus allen Richtungen zahlreiches Publikum herbei. Auf dem Nachhauseweg ließ man seinen einzigen bislang eingeübten Marsch erklingen. Das ganze Publikum habe sich dem Zug angeschlossen, wie in einem Festzug, vermerkt das Protokoll. Nun hatte man die Zuversicht gewonnen, dass "die eigene Sache eine beliebte zu werden verspricht".

 

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1926


Die erste Generalversammlung

Am 14. Februar 1926 trafen sich sämtliche Mitglieder zur ersten Generalversammlung der Vereinsgeschichte in der Gaststätte "Adler".
Um drei Uhr eröffnete der erste Vorsitzende Klass die Versammlung, Schriftführer Krohmer gab seinen ersten Rechenschaftsbericht ab. Die bisherige provisorische Führungsriege wurde wieder gewählt. Richard Krohmer setzte sich bei der Wahl zum Vizedirigenten durch, zum Vereinsdiener meldete sich Karl Eberhardt. Bereits um vier Uhr konnte die Versammlung geschlossen werden. Anschließend wurde ein Kappenabend veranstaltet, der zur Zufriedenheit aller ausgefallen sein soll.
Schriftführer Krohmer schloss seinen Bericht vom Tage mit dem Wunsch: "Dem Musikverein fernerhin ein treues Zusammenhalten".

Bereits am 15. Februar 1926 traf sich der tags zuvor gewählte vierköpfige Ausschuss in der Gaststätte "Linde". Friedrich Scheuerle, Wilhelm Lautenschlager, Karl Maier und Ernst Seyfried beschlossen, eine notwendig gewordenen Pauke anzuschaffen und den Druck von Vereinssatzungen in Auftrag zu geben und sie jedem Mitglied auszuhändigen.

 

Die Gründungsväter des Musikvereins Beuren, aufgenommen 1926


Der erste Ausflug

Eine Vollversammlung in der Gaststätte "zur Schwane" am 5. Mai 1926 beschloss, einen Pfingstausflug durchzuführen. Dieses Ereignis überlieferte Schriftführer Richard Krohmer wie folgt:
"Schon morgens bei der Tagwache schien es, als ob sich das Wetter an diesem Tag nicht zu unseren Gunsten gestalten wollte, denn der Himmel zeigte ein trübes Gesicht. Trotzdem ließen sich die Musiker nicht beeinflussen und brachten um 6 Uhr die Einwohner auf die Beine. Nur langsam stellten sich so die Ausflugsteilnehmer ein, so dass um 7 Uhr abmarschiert werden konnte. Unter den Klängen der Musik ging es nun durch den Ort über Balzholz nach Neuffen, wo wir überall Neugierige auf die Straßen lockten. Von Neuffen an schlugen wir nun einen weniger schönen Weg über den Sattelbogen nach Dettingen ein. Hier wurde nun der Wunsch laut, ein wenig Halt zu machen und auch dem hungrigen Magen seinen Teil zu gönnen. Nachdem sich jeder gestärkt hatte, brach man um 10 Uhr mit dem Ziel St. Johann wieder auf. Ein weiter Weg von zwei Stunden stand jetzt vor uns, der aber bei guter Stimmung nicht langweilig wurde. Oben in St. Johann angekommen, fühlte sich auch jeder wieder durstig, doch konnte jeder seine Gelüste befriedigen. Durch ein Ständchen der Kapelle wurde der dortige Verwalter sichtlich erfreut, worauf jeder Musiker mit einer Zigarre beschenkt wurde. Die vorgeschrittene Zeit mahnte auch hier zum Aufbruch und neu gestärkt ging es jetzt auf dem durchweichten Boden dem Wasserfall entgegen. Kaum hier angekommen, wurden wir wieder von einem Nassauer überrascht, so dass ein jeder schnell ins Trockene flüchtete. Als man auch hier die Wunder gesehen hatte, ging es wieder los bis Urach. Dort angekommen, regnete es auch einmal wieder. Zum Glück konnten wir einen schönen Saal finden, wo die Stimmung bald wieder auflebte. Dieses Mal aber schien es dem Himmel ernst zu werden. Hin und wieder wurden Stimmen laut, nach einem Lastwagen zu sehen. Vorstand Klass erklärte sich bereit, nach einem solchen zu sehen. Bald darauf kehrte er wieder zurück und hatte tatsächlich einen geschickten Wagen gefunden, wo wir auf zwei Partien glücklich nach Erkenbrechtsweiler kamen. Im "Rössle" daselbst sammelten sich die Ausflügler zu einer kurzen Stärkung. Bald wurde aufgebrochen und in aller Ruhe ging's vollends der Heimat zu. Müde und zufrieden kehrte ein jeder nach Hause zurück, um sich nach so einer Tour wieder gründlich ausruhen zu können."


Die erste Weihnachtsfeier

Mit der ersten Weihnachtsfeier wurde ein weiterer Höhepunkt des Jahres 1926 geplant. Es gab jedoch Raumprobleme, so dass man die Feier erst am 9. Januar 1927 abhalten konnte. Höhepunkt stellte eine Glückslotterie dar, die große Heiterkeit hervorrief. Die Preise waren: 1 Blumenständer, 2 Beile, Likör- und Weinflaschen, 1 Bettflasche, 1 Kuchenblech, 1 Wassereimer, 1 Schurz und
1 Stiefelzieher.
Obwohl die Wiederholung der Feier bei schwach besetztem Saal weniger erfreulich verlief, blickte man mit Stolz auf das verflossene Jahr zurück, auf ein arbeitsreiches, aber auch segensreiches Jahr.
Die Mitgliederzahl hatte die 70er-Grenze überschritten. Der Mitgliedsbeitrag konnte auf 0,40 Mark im Monat gesenkt werden.

 

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1927


Das Stiftungsfest

Am 10. und 11. September 1927 wurde ein Stiftungsfest gefeiert, als Platz stellte die Gemeinde den "Gänsewasen" unentgeltlich zur Verfügung. Der Einsatz aller Mitglieder stellte eine Selbstverständlichkeit dar.
Den Festauftakt am Samstagabend bildete eine kleine Feier der Vereinsmitglieder selbst. Dazu hatte man ein Festbankett aufgebaut.
Am folgenden Sonntagmorgen, pünktlich um 7 Uhr, erklang die Tagwache.
Um 9 Uhr fand man sich geschlossen zum gemeinsamen Kirchgang ein. Anschließend wurde das Festfoto geschossen, auf dem die 12 eigens bestimmten Festdamen nicht fehlen durften.
Um 13 Uhr formierte sich der Festzug im Unterdorf. Neben den örtlichen Vereinen zogen Musikkapellen aus Neuffen, Linsenhofen und Frickenhausen durch die Hauptstraßen dem Festplatz zu. Dort empfing sie der hiesige Musikverein mit einem Begrüßungsmarsch. Nach der Festrede des Vorstandes erklangen die gemeinsamen Chöre "Die Himmel rühmen" und "Schwabenland, mein Heimatland".
Das bunte Treiben des Festes endete am Abend mit einem fröhlichen Tanz.

Aufgenommen anlässlich des Stiftungsfestes am 11.9.1927 vor der "unteren Schule"

 

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1928


Strafen
Bei einer Ausschuss-Sitzung am 22. März 1928 wurde beschlossen:
"Wegen unpünktlichen Erscheinens in den Übungsstunden seitens der Musiker werden folgende Strafen festgesetzt:
Eine Viertelstunde nach der festgesetzten Zeit 25 Pfennig,
in der zweiten Viertelstunde 30 Pfennig,
unentschuldigt Ausbleiben eine Mark".


 

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1929


Erstes Wertungsspiel
Beim Bezirksmusikfest des Bezirks "Teck-Fils" im süddeutschen Musikerverband am 7. Juli 1929 in Neuffen hat der Musikverein Beuren erstmals an einem Bewertungs- und Preisspiel teilgenommen. Mit einem 1b Preis (außer Verband) konnte ein beachtlicher musikalischer Erfolg verzeichnet werden.


Beim Preisspiel in Neuffen trat der Musikverein Beuren erstmals in Uniform auf

 

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1930


Krisenzeiten

1930 war das erste Jahr, in dem die Weltwirtschaftskrise in ihrer ganzen Tragweite auch auf Deutschland durchschlug. Nichts wollte in diesem trüben Jahr beim hiesigen Musikverein mehr richtig gelingen. Es gab Probleme unter den Mitgliedern, Sitzungen waren nur noch mäßig besucht, ein gemeinsamer Ausflug mit dem Turnverein fand wenig Anklang, der Dirigent vergaß auch schon mal einen Auftritt und selbst zu Vollversammlungen erschienen nur noch einzelne Mitglieder.
Nachdem der Gründungsdirigent Jakob Kicherer in Neuffen eine Kapelle gegründet hatte, versah er seine Arbeit in Beuren nicht mehr zur Zufriedenheit der Mitglieder. Man entschloss sich deshalb, die hiesige Stelle öffentlich auszuschreiben, worauf sich sieben Bewerber meldeten. Nach langem Hin und Her und nach einem Probespiel einigten sich die Mitglieder schließlich mit großer Mehrheit auf den Dirigenten Gottlob Geissler. Jener nahm das Amt zunächst ohne ein Entgelt an und erhielt erst ein Jahr später eine Gabe von 10 Mark als Geschenk.
Die ersten öffentlichen Auftritte des Dirigenten mit der Kapelle waren traurige Anlässe. Kurz hintereinander mussten in den frühen Novembertagen des Jahres 1931 die ersten beiden Mitglieder zur letzten Ruhe begleitet werden: Erwin Maier und der alte Hirschwirt Ludwig Doster.
Selbst die traditionelle Weihnachtsfeier ließ man wegen der schlechten Zeiten in diesem Jahr ausfallen.

 

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1932


Festglück

Ein Sommer- und Kinderfest hatte man auf den 10. und 11. Juli 1932 anberaumt. Nach einem trüben Freitag und Samstag hellte sich das Wetter pünktlich zum Festbeginn am Sonntag auf. Bei strahlendem Sonnenschein konnte um 6 Uhr in der Frühe die schon traditionelle Tagwacht geblasen werden. Urplötzlich sei der ganze Ort auf den Beinen gewesen. Zu dem Promenadenkonzert um 11 Uhr waren bereits alle fünf eingeladenen Musikkapellen aus der näheren und weiteren Nachbarschaft erschienen. Zum Festzug am Nachmittag gesellten sich auch die örtlichen Vereine hinzu.
Auch am Montag, dem 11. Juli, herrschte schönstes Wetter. Die Kinder erhielten am Morgen in der Schule eine Bescherung und setzten sich pünktlich um 1 Uhr von der oberen Schule in einem Festzug in Bewegung: Die Mädchen in Blumenschmuck, die Buben mit Fähnchen - und überall fröhliche Gesichter.
Nach aufgeregtem Treiben auf dem Festplatz wurde der Jugend um 7 Uhr der Heimmarsch geblasen. Die Älteren hielten noch bis zum frühen Morgen aus, "zum Festglück der Vereinskasse", wie die Vereinsniederschrift verrät.

Eine anstrengende Nachsitzung hatten allerdings die Aktiven des Festes am 24. Juli zu bestehen. Brauereibesitzer Schöll war von dem guten Zuspruch seines Bürgerbräus so angetan, dass er 50 Liter spendete, die am eigens anberaumten Termin genossen wurden.

Einen Monat später erlag das Gründungsmitglied Wilhelm Lautenschlager seiner schweren Krankheit. Der ganze Verein gab ihm am 30. August das letzte Geleit.

 

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